🐶 Vom Engel zum Bengel: So meisterst du die Pubertät deines Hundes
Erinnerst du dich an die ersten Wochen mit deinem Welpen? Dieses kleine, flauschige Wesen, das dir auf Schritt und Tritt gefolgt ist, jeden deiner Wünsche von den Augen abgelesen hat und für ein Leckerli fast alles getan hätte?
Und jetzt?
Plötzlich scheint dein Hund seine Ohren auf Durchzug geschaltet zu haben. Der einst perfekte Rückruf wird ignoriert, die Leine wird zum Tauzieh-Instrument, und der Postbote (oder ein raschelndes Blatt) ist auf einmal der Erzfeind.
Willkommen in der Pubertät deines Hundes – auch liebevoll (oder entnervt) die "Flegeljahre" genannt.
Keine Sorge, du bist nicht allein. Und nein, dein Hund hasst dich nicht plötzlich, und du hast auch nicht alles in der Erziehung falsch gemacht. Was dein Hund gerade durchlebt, ist ein biologisch völlig normaler, wenn auch anstrengender, Prozess. In diesem Beitrag schauen wir uns an, was in dieser Zeit passiert und wie du sie am besten überstehst.
🧠 Was passiert da überhaupt? Die Gehirn-Baustelle
Die Pubertät ist die Zeit, in der dein Hund vom Jungtier zum geschlechtsreifen Erwachsenen wird. Und das bedeutet vor allem eines: Hormone!
Testosteron beim Rüden und Östrogen bei der Hündin beginnen zu fließen und stellen die Welt deines Hundes auf den Kopf. Aber das Wichtigste passiert im Gehirn: Es wird komplett umgebaut.
Stell dir das Gehirn deines Hundes wie eine Stadt vor, in der alle Straßen aufgerissen werden, um neue, effizientere Autobahnen zu bauen. Während dieser "Bauarbeiten" sind viele Verbindungen vorübergehend unterbrochen. Das rationale Denken (der präfrontale Kortex) ist oft "offline", während das emotionale Zentrum (die Amygdala) auf Hochtouren läuft.
Das Ergebnis: Dein Hund ist oft impulsiver, emotionaler, ängstlicher und vergisst scheinbar alles, was er gelernt hat.
⏰ Wann geht es los und wie lange dauert es?
Der Zeitpunkt und die Dauer der Pubertät hängen stark von der Rasse und der Größe deines Hundes ab:
Kleine Rassen: Beginnen oft schon mit 6-8 Monaten und sind meist schneller "durch" (etwa bis zum 12. Lebensmonat).
Große Rassen: Starten oft später, manchmal erst mit 10-12 Monaten, und die Phase kann sich deutlich länger hinziehen, manchmal bis zum Alter von zwei Jahren.
🚩 Typische Anzeichen der Hunde-Pubertät
Jeder Hund ist anders, aber diese "Symptome" kommen vielen Besitzern bekannt vor:
Selektives Hören: Kommandos wie "Sitz" oder "Hier", die gestern noch perfekt funktioniert haben, werden ignoriert.
Grenzen austesten: Dein Hund probiert aus, wie weit er gehen kann. (Darf ich aufs Sofa? Darf ich Futter vom Tisch klauen?)
Erhöhte Reizbarkeit: Andere Hunde, Menschen oder Objekte werden plötzlich angebellt oder angeknurrt (Leinenpöbelei).
Angstphasen (Spooky Periods): Dinge, die immer normal waren (die Mülltonne, der Gartenschlauch), sind plötzlich furchteinflößend.
Sexuelles Verhalten: Rüden beginnen, intensiv zu markieren (Bein heben) und interessieren sich extrem für Hündinnen. Hündinnen werden das erste Mal läufig.
Energieüberschuss: Dein Hund wirkt rastlos und "drüber".
💡 5 Tipps: So übersteht ihr die Flegeljahre gemeinsam
Das Wichtigste vorweg: Diese Phase geht vorbei. Dein Ziel ist es nicht, jetzt den perfekten Gehorsam zu erzwingen, sondern die Beziehung zu deinem Hund zu managen und zu festigen.
1. Bleib geduldig und liebevoll
Dein Hund macht das nicht, um dich zu ärgern. Er ist selbst verwirrt von den Hormonen und der "Gehirn-Baustelle". Nimm sein Verhalten nicht persönlich. Atme tief durch, auch wenn der Rückruf zum zehnten Mal ignoriert wird.
2. Konsequenz ist dein bester Freund
Gerade weil das Gehirn neu sortiert wird, braucht dein Hund klare, verlässliche Regeln. Was gestern verboten war, muss auch heute verboten sein. Wenn du jetzt nachlässig wirst, lernt dein Hund, dass Regeln verhandelbar sind. Bleib fair, aber konsequent.
3. Training: Zurück zu den Grundlagen
Erwarte keine komplizierten neuen Tricks. Geh einen Schritt zurück! Übe die Basics (Sitz, Platz, Bleib, Rückruf) in kurzen, positiven Einheiten – am besten erst im Garten oder in der Wohnung, bevor ihr euch an Ablenkungen wagt. Belohne jeden kleinen Erfolg überschwänglich!
4. Management statt Konfrontation
Wenn dein Hund gerade jeden anderen Rüden anpöbelt, geh nicht zur Stoßzeit in den Hundepark. Wenn der Rückruf unzuverlässig ist, nutze eine Schleppleine. Es ist keine Schande, schwierige Situationen zu vermeiden (Management), um zu verhindern, dass sich unerwünschtes Verhalten festigt.
5. Sorge für die richtige Auslastung
Ein pubertierender Hund braucht Auslastung, aber oft ist "weniger mehr". Statt stundenlangem Ballwerfen (was den Hund noch mehr aufdreht), setze auf mentale Arbeit:
Schnüffelspiele: Leckerlis im Gras suchen.
Ruhige Spaziergänge: Lasse deinen Hund viel schnüffeln und die Umgebung erkunden.
Kausnacks: Kauen baut Stress ab.
Fazit: Es ist nur eine Phase!
Die Pubertät ist zweifellos die anstrengendste Zeit im Zusammenleben mit einem Hund. Aber sie ist auch eine Chance. Wenn du deinen Hund jetzt mit Geduld, Konsequenz und Verständnis durch diese stürmische Zeit begleitest, legst du den Grundstein für eine unglaublich tiefe und belastbare Bindung.
Dein "Engel" ist noch da drin – er ist nur gerade auf einer Achterbahnfahr
t der Hormone. Haltet durch, es lohnt sich!
0 Kommentare